Gerhard Roth, Kai Vogeley
Bin ich ein Hirnzustand?
Traditionelles Menschenbild und moderne Neurowissenschaft
Gerhard Roth
Professor für Verhaltensphysiologie im Studiengang Biologie an der Universität Bremen,
Direktor des Hanse-Wissenschaftskollegs (Bremen/Oldenburg), Delmenhorst
Kai Vogeley
Institut für Medizin, Forschungszentrum Jülich
In den modernen Neurowissenschaften können heute am lebenden Menschen die Hirnprozesse gemessen und dargestellt werden, die mit psychischen Leistungen wie Wahrnehmungen, Urteilen oder Handlungen korreliert sind. Dazu gehört auch die Fähigkeit, sich seiner eigenen psychischen Leistungen “als den eigenen” bewusst zu werden. Diese Erforschung der neuronalen Korrelate des Selbstbewusstseins ist mittlerweile zu einem eigenständigen Forschungsprogramm avanciert. Was aber bedeutet es, dass unser Selbstbewusstsein mit bestimmten Hirnprozessen korreliert ist? Ist mein Selbstbewusstsein nichts anderes als ein solcher Hirnzustand, der immer dann aktiviert wird, wenn ich “ich” sage? “Wer” aber aktiviert wiederum diesen Hirnzustand, wenn ich selbst nichts anderes bin als eben dieser Hirnzustand? Wie kann Selbstbewusstsein ohne einen solchen Urheber im Gehirn entstehen? Wie verändert die Vorstellung, dass unser Selbstbewusstsein ein Hirnkonstrukt oder Hirnzustand ist, unser Menschenbild? Oder gibt es ein Verständnis von Selbstbewusstsein, das über die Korrelation mit Hirnzuständen hinaus gültig ist? Wie sind dann die identifizierten neuronalen Korrelate zu verstehen? Diese Fragen sollen in einem interdisziplinären Diskurs mit Kompetenzen aus Hirnforschung und Philosophie debattiert werden.
Der Eintritt ist frei
Eine Gemeinschaftsveranstaltung der Deutschen Forschungsgemeinschaft und des Einstein Forums in Zusammenarbeit mit der Staatsbibliothek zu Berlin