Vortrag
Freitag, 12.12.2008, 11:30h

Gerd Althoff

Professor für mittelalterliche Geschichte, Universität Münster

Aufgeführter Zorn. Zur Inszenierung von Emotionen im Mittelalter

Die Moderne ist gewohnt, an Emotionen einen Authentizitätsanspruch zu stellen, ihre Aufrichtigkeit zu hinterfragen. Mittelalterliche Ausdrucksformen von Emotionen, darunter der Zorn, wirken übertrieben, unglaubwürdig und irritierend. Ihre »Windstärke« erscheint wie die kindlicher Gefühlsäußerungen. Im Vortrag soll gezeigt werden, dass solche Irritationen auf Missverständnissen beruhen. Die Stärke der Ausdrucksformen mittelalterlicher Emotionen war abhängig von den Funktionen, die sie in der Kommunikation erfüllten.

Gerd Althoff, geb. 1943, studierte Geschichte und Germanistik an den Universitäten Münster und Heidelberg; 1974 Promotion an der Universität Münster; 1981 Habilitation an der Universität Freiburg/Br. (venia legendi für mittelalterliche und neuere Geschichte). 1974–1980 Wissenschaftlicher Assistent an der Universität Freiburg/Br.; seit 1986 Professor für mittelalterliche Geschichte, zunächst in Münster, ab 1990 in Gießen, ab 1995 in Bonn und seit 1997 wieder in Münster. Gastprofessuren: Berkeley/Cal. 1995; Paris, Ecole des Hautes Etudes en Sciences Sociales 1998. Ausgewählte Publikationen: Otto III. (Gestalten des Mittelalters und der Renaissance, 1996); Spielregeln der Politik im Mittelalter. Kommunikation in Frieden und Fehde (1997); Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat (2005, zweite erw. Aufl.); Die Macht der Rituale. Symbolik und Herrschaft im Mittelalter (2003); Inszenierte Herrschaft. Geschichtsschreibung und politisches Handeln im Mittelalter (2003); Heinrich IV. (Gestalten des Mittelalters und der Renaissance, 2006); Die Zeit der späten Karolinger und der Ottonen: Krisen und Konsolidierungen 888–1024 (zus. m. Hagen Keller, 2008).