Vortrag
Dienstag, 30.10.2007, 19h

Georg Franck

Professor für computergestützte Architektur, Wien

Architektonische Qualität

kommentiert von: Prof. Hans Kollhoff, Berlin

Das Bauen ist zum Gegenstand allgemeinen Unbehagens geworden. Was einmal als Bereicherung galt, wird inzwischen als Verunstaltung empfunden. Wir leben in einer verbauten, verstellten, durch Bebauung entstellten Umwelt. Durch seine schiere Masse ist das Bauen zu einer Bedrohung landschaftlicher Schönheit, historischer Stadtbilder, liebgewonnener Situationen geworden. Es gibt kein ästhetisch neutrales Bauen mehr. Alles Bauen, ob es gelingt oder nicht, ist zur Gestaltung – zur Baukunst – geworden. Die Ästhetik hat in der Architektur daher eine Bedeutung angenommen, die sie historisch nie hatte. Bis in die Moderne hinein wurde die Ästhetik als schöne Zugabe zur Funktionalität des Bauens gehandelt. Damit ist nun Schluss. Die ästhetische Qualität ist keine Nebensache mehr. Damit die Architektur überhaupt funktioniert, muss sie auch ästhetisch funktionieren. Das heißt: die Qualität der Architektur muss zur Sprache kommen. Sie kann nicht länger als Geschmacksfrage abgetan werden – beziehungsweise muss gefragt werden, ob hinter dem Urteil des Geschmacks nicht mehr steckt als subjektive Präferenz und individuelle Neigung. Der Vortrag fragt nach der Objektivierung ästhetischen Rangs und danach, wie die zeitgenössische Architektur mit dem rückblickenden Prozess der Objektivierung umgeht.

Georg Franck ist der Autor von Ökonomie der Aufmerksamkeit (1998) und Mentaler Kapitalismus (2005). in dem Vortrag stellt er einen Ausschnitt aus dem neuen Buch, an dem er gerade arbeitet, zur Diskussion.