Vortrag
Dienstag, 13.11.2001, 19:00h
Otto-Braun-Saal der Staatsbibliothek zu Berlin, Berlin-Tiergarten, Potsdamer Straße 33

Clifford Geertz, Karl-Heinz Kohl

After Writing Culture

Gesprächsleitung: Prof. Dr. Werner Schiffauer, Frankfurt an der Oder

Clifford Geertz
Harold F. Linder Professor em. of Social Science, Institute for Advanced Study, Princeton

Karl-Heinz Kohl
Professor für Kultur- und Völkerkunde, Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt/Main,
Direktor des Frobenius-Instituts, Frankfurt/Main

Die Ethnologie oder die anthropology hatte schon immer Schwierigkeiten, ihre eigene Disziplin klar zu definieren. Was ist der Gegenstand des Faches? Antworten wie “Kulturen”, “andere Gesellschaften” oder “Lebensformen” erweisen sich als zu unbestimmt und gleichzeitig nicht umfassend genug. Clifford Geertz hat in seinem letzten Buch Available Light darauf hingewiesen, dass dieses Problem zwar an sich nicht neu sei, dass es jedoch in den letzten Jahren eine besondere Schärfe erhalten habe, u.a. deshalb, weil die Ethnologie so erfolgreich war wie nie zuvor, ihr Einfluss auf andere Fächer stark gewachsen ist. Damit stellt sich aber auch das Problem ihrer Abgrenzung von diesen anderen Fächern. In welchem Verhältnis steht sie etwa zur Soziologie oder wie grenzt sie sich z.B. von den cultural studies ab, die immer mehr von den Kernaufgaben des Faches zu übernehmen scheinen? Gleichzeitig verschwindet das klassische Subjekt der Ethnologie, die geschlossenen eigenständigen Gesellschaften gibt es nicht mehr. Hinzu kommt, dass das Fach in den letzten Jahren von großen methodischen Selbstverständigungsdebatten geprägt war, an deren Ende nun die Frage steht, wie fortzufahren sei. Clifford Geertz und Karl-Heinz Kohl werden vor dem Hintergrund ihrer unterschiedlichen wissenschaftlichen Biographien kurze Vorträge über den state of the art ihres Faches halten und im Anschluss daran miteinander diskutieren.

Der Eintritt ist frei
 
Eine Gemeinschaftsveranstaltung der Deutschen Forschungsgemeinschaft und des Einstein Forums in Zusammenarbeit mit der Staatsbibliothek zu Berlin
 
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Die Reihe Blickwechsel

Wissenschaft ist nicht einfach ein abstraktes Subjekt, sie ist auch geprägt von den Erfahrungen der Wissenschaftler. In der Reihe Blickwechsel werden die jeweiligen Fächer daher aus der Perspektive unterschiedlicher Generationen betrachtet. Wir wissen aus eigener Erfahrung, dass der Blick auf das Fach sich von Generation zu Generation entscheidend ändern kann. Dieser »Blickwechsel« resultiert aus unterschiedlichen Prägungen während des Studiums, sich verändernden Problemlagen in der Forschung oder auch aus einer wechselnden historischen Grunderfahrung zwischen den Generationen. Indem zwei verschiedene Blicke auf ein Gebiet der Wissenschaft geworfen werden, erhoffen wir uns tiefere Einblicke in die Dynamik der jeweiligen Disziplinen. Indem die unterschiedlichen Generationen miteinander Blicke wechseln, soll auch eine Art neuer Selbstreflexion der Fächer entstehen.