Vortrag
Donnerstag, 22.1.2004, 19:00h

John Brady Kiesling

Former Political Counselor, US Embassy, Athens; Visiting Fellow, Princeton University

Adrift on a Drifting Planet. Reanchoring America to the Rest of the World

Gesprächsleitung: Dr. Christoph Bertram, Berlin

Der Irak-Krieg hat der amerikanischen Öffentlichkeit ein stets wiederkehrendes und sehr kostspieliges Lehrstück präsentiert: Miteinander konkurrierende staatliche Behörden übertreiben potentielle Gefahrensituationen, um dadurch ihren Aufgabenbereich zu rechtfertigen und ihren steigenden Budgetforderungen Nachdruck zu verleihen. Die amerikanische Interpretation von Gefahrenpotentialen hat sich inzwischen so sehr von der Einschätzung des Rests der Welt entfernt, dass die absolut notwendige internationale Kooperation auf diesem Gebiet gestört ist. Zwar sollte man sich nicht dem Druck des Terrorismus beugen, doch erfordert eine transnationale Bedrohung eine ebenso transnationale Reaktion. Wie kann künftig, etwa bei einer internationalen Krise, die Zusammenarbeit zwischen den USA und dem Rest der Welt funktionieren, wenn die Antipathie gegenüber der gegenwärtigen amerikanischen Administration anhält? Was für speziell europäische Strukturen, Bindungen und Verträge gibt es, die dieses Tief überbrücken und überwinden könnten?

John Brady Kiesling studierte Alt-Griechisch, Geschichte und Archäologie bevor er 1983 in den Diplomatischen Dienst der USA eintrat. Er war in Tel Aviv, Casablanca, Yerevan, Washington und zuletzt in Athen tätig. 2003 quittierte er aus Protest gegen die amerikanische Außenpolitik und den Krieg gegen den Irak den Diplomatischen Dienst. Sein Rücktrittsschreiben an Colin Powell fand internationale Beachtung und wurde in viele Sprachen übersetzt. Zur Zeit ist John Brady Kiesling Gast am Institute for Hellenic Studies an der Universität Princeton. Er schreibt an einem Buch über die internationale Rolle und Position der USA.