Umgang mit der Vergangenheit

Die Aufarbeitung der Vergangenheit gilt heute als Voraussetzung für eine offene und gesunde Beziehung zur Gegenwart und Zukunft eines jeden Landes. In diesem Zusammenhang wird ausgerechnet Deutschland oft als vorbildlich bezeichnet. Welche Probleme zeigen sich aber in der deutschen Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte? Ist das Modell übertragbar auf andere Länder und Gesellschaften? Und welche anderen Formen des Umgangs mit der Vergangenheit besitzen internationale Ausstrahlungskraft?

Aktuelle Arbeiten:

Susan Neiman untersucht anhand von drei Fallbeispielen aus den USA und Großbritannien sowie vieler Interviews mit Nachkommen von Tätern und Opfern, inwieweit die deutsche Vergangenheitsauf- arbeitung auf andere Länder übertragbar ist. Die Studie wird 2018 unter dem Titel Learning from the Germans bei Penguin erscheinen.
Aus der Tagung Translating Atonement (2011) ist ein von Mischa Gabowitsch zusammengestellter Sammelband hervorgegangen, der die Idee einer Übertragbarkeit der deutschen Erfahrungen auf andere Länder anhand einer Fülle von Beispielen kritisch untersucht. Der Band wird 2017 unter dem Titel Replicating Atonement bei Palgrave erscheinen.
Ein anderer Aspekt stellt die sowjetische und postsozialistische Tradition des heroisierenden Gedenkens an den Zweiten Weltkrieg dar. In diesem Zusammenhang arbeitet Mischa Gabowitsch an einer historischen Studie zur Geschichte der sowjetischen Kriegsdenkmäler in Europa. Zudem war er 2013-15 Co-Leiter zweier kollektiver ethnographischer Forschungsprojekte zum 9. Mai, dem Tag des Sieges, in verschiedenen postsozialistischen Ländern. Als eines der Ergebnisse dieser Projekte erscheinen demnächst der von ihm herausgegebene Band Pamjatnik i prazdnik sowie der von ihm zusammen mit Cordula Gdaniec und Ekaterina Makhotina herausgegebene Band Kriegsgedenken als Event. Der 9. Mai 2015 im postsozialistischen Europa.

 

Aus dem Schwerpunkt sind unter anderem folgende Veranstaltungen hervorgegangen:
Tagungen und Workshops:
Dead Soldiers Fighting. War Monuments and Memorials Beyond Memory and Representation (Berliner Colloquium, 2013)
Translating Atonement. Can Countries Learn from Each Other? (2011)
Open Wounds. Reflections on Nazism, Communism and the 20th Century (konzipiert mit Tony Judt, 2005)
Paradigm Potsdam? Paths to Democracy in the 21st Century (zusammen mit der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, 2005)
Ausstellung:
Der 9. Mai. Formen des Gedenkens an das Kriegsende (Museum Karlshorst, 2015)

 

Ausgewählte Veröffentlichungen:
Mischa Gabowitsch, Cordula Gdaniec, Ekaterina Makhotina (Hg.), Kriegsgedenken als Event: Der 9. Mai 2015 im postsozialistischen Europa. Paderborn: Ferdinand Schöningh, im Erscheinen
Mischa Gabowitsch, Russia’s Arlington? The Federal Military Memorial Cemetery near Moscow, in: Journal of Soviet and Post-Soviet Politics and Society 2/2016
Michail Gabovič: Pamjatnik i prazdnik: ėtnografija Dnja Pobedy, in: Neprikosnovennyj zapas, 101, 2015
Mischa Gabowitsch: Virtuelle Erinnerungsstätten. Beilage zum Mittelweg 36, 3, 2015
Susan Neiman: Forgetting Hiroshima, Remembering Auschwitz: Tales of Two Exhibits, in: Thesis Eleven, I, 2015
Susan Neiman: History and Guilt, in: Aeon Magazine, 12.8.2013