Ian Buruma, Avishai Margalit
The West and the Rest – On Occidentalism
Als Pendant zum Begriff des Orientalismus haben Ian Buruma und Avishai Margalit den des Okzidentalismus geprägt. Er bezeichnet das entmenschlichte Bild des Westens, das seine Gegner gezeichnet haben. Wenn jemand die westliche Popkultur, den globalen Kapitalismus, die amerikanische Außenpolitik, Großstädte oder sexuelle Freizügigkeit nicht mag, so ist das an sich erstmal noch nicht von Belang; wenn man aber aus genau diesen Gründen dem Westen den Krieg erklärt, dann wird es bedeutsam. Okzidentalismus ist kein spezifisch islamisches Problem; er findet sich auch in anderen Kulturen und zu anderen Zeiten (etwa im Japan des zweiten Weltkriegs). Er ist sogar im Westen selbst entstanden und erst später dann in andere Teile der Welt exportiert worden. Buruma und Margalit untersuchen verschiedene Aspekte dieses Phänomens, die sich beim Okzidentalismus immer und überall finden lassen: die Feindseligkeit gegenüber dem angeblich dekadenten Kosmopolitismus der Stadt, gegenüber dem westlichen Geist der Wissenschaft und der Vernunft, gegenüber dem scheinbar satten, antiheroischen Bürgertum und gegenüber dem Gottlosen, das vernichtet werden muss, um den Weg frei zu machen für eine Welt des reinen Glaubens.
Ian Buruma
Professor of Human Rights, Democracy, and New Media,
Bard College, Annandale-on-Hudson
Avishai Margalit
Schulman Professor of Philosophy, Hebrew University, Jerusalem