Lecture
Thursday, Jun 4, 2009, 7 PM

Robert L. Trivers

Professor of Anthropology and Biological Sciences, Rutgers University, New Jersey; z. Zt. Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin

The Evolution of Deceit and Self-Deception

Gesprächsleitung: Prof. Dr. Peter Hammerstein, Berlin

Im Vortrag wird eine Theorie der Selbsttäuschung als integraler Teil der Evolutionsbiologie skizziert. Täuschung und Selbsttäuschung – also die Fähigkeit, anderen etwas vorzugaukeln oder selbst die Realität anders wahrzunehmen, als sie in Wahrheit ist – sind keinesfalls nur „Pannen“ der Evolution, sondern bieten beachtliche Selektionsvorteile. Paradoxerweise hat sich gerade die Selbsttäuschung als eine nützliche Strategie entpuppt. Wenn nämlich ein Akteur sich selbst über die Wirklichkeit täuscht, erschwert er es anderen zu erkennen, worin das Täuschungsmanöver eigentlich besteht. Zugleich mindert die Selbstirreführung die kognitive Belastung, die bei der Aufrechterhaltung der Täuschung unweigerlich anfallen. Und schließlich täuschen wir uns über uns selbst mit dem durchaus wohltuenden Ziel, uns besser gegen nachteilige Umweltfaktoren zu wappnen, wie sich an dem spektakulären Phänomen der Immunreaktionen beobachten lässt.

Robert L. Trivers, geb. 1943, lehrte seit 1972 Biologie in Harvard und an der University of California, Santa Cruz, bevor er 1994 zum Professor für Anthropologie und Biologie an der Rutgers University berufen wurde. Bekannt wurde er durch das nach ihm und Dan Willard benannte Prinzip, demzufolge statushöhere Eltern aus Gründen der genetischen Fitnessmaximierung eher in die Aufzucht von Jungen investieren, statusniedrigere dagegen eher in die Aufzucht von Mädchen. Wichtige Veröffentlichungen: Natural Selection and Social Theory. The Selected Papers of Robert Trivers (2002); zus. mit A. Burt: Genes in Conflict. The Biology of Selfish Genetic Elements (2006).

The event will be held in English