Rita Kuczynski
Nach der Rache. Ostdeutsche auf dem Weg in die Normalität
Vielleicht ist es an der Zeit, im Westen das Trugbild über die Ostdeutschen aufzugeben. Es ist nämlich durchaus möglich, dass die Ostdeutschen einiges aus ihren Erfahrungen im Umgang mit Brüchen und Umbrüchen in die Zukunft der Bundesrepublik einzubringen haben. Vielleicht lernen die Westdeutschen sogar von den Erfahrungen der Ostdeutschen, dass die Aufgabe jahrzehntelang gehegter Gewohnheiten und sozialer Sicherheiten auch ein Gewinn sein kann?
– Dem Vortrag liegen Interviews mit Ostdeutschen für eine Buchpublikation zugrunde. Alle Befragten sind der Meinung, dass die Wiedervereinigung ihnen “neue” Freiheiten und ein Zuwachs an Gestaltungsmöglichkeiten brachte und für sie enorm mehr Lebensqualität und Lebensfreude bedeuteten. Sie fühlen sich heute in der Bundesrepublik als Deutsche aus Ostdeutschland, Bundesdeutsche aus Thüringen oder Sachsen. Sie fühlen sich auch als Europäer aus Deutschland, ohne ihre ostdeutsche Herkunft zu verleugnen.
Rita Kuczynski, aufgewachsen in Berlin Ost und West, studierte Musik (Piano und Orgel) und Philosophie. 1976 Promotion über Hegel; wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Akademie der Wissenschaften in der DDR. 1981 Ausstieg aus der DDR-Wissenschaft, danach zunächst als Hausfrau, seit 1988 als freie Schriftstellerin tätig; Gastprofessorin in New York, Visiting Fellow-Writer an der Johns Hopkins University. Romane: Nächte mit Hegel (1984); Wenn ich kein Vogel wär (1992); staccato (1997); Mauerblume (1999); Die gefundene Frau (2001); Im Westen was Neues. Ostdeutsche auf dem Weg in die Normalität (2003).