Steven Lukes
Moral Relativism
Über Moral zu sprechen war lange Zeit den Philosophen, Priestern und Erziehern vorbehalten – heutzutage aber beschäftigen sich auch Psychologen, Kognitionswissenschaftler, Verhaltensforscher, Biologen, Anthropologen, Soziologen und Ökonomen mit Fragen der Moral. Eine Position, die in dieser vielstimmigen Diskussion häufig vertreten wird, ist die des moralischen Relativismus. Danach ließe sich keine allgemeingültige Moral formulieren, da diese durch äußere Faktoren wie Kultur, Religion, Wirtschaftsordnung, Klassenzugehörigkeit o.ä. bedingt sei.
In seinem Vortrag wird Steven Lukes diese Position und die daraus abgeleiteten Forderungen genauer analysieren. Seiner Auffassung nach ist es nicht leicht, den moralischen Relativismus theoretisch oder empirisch zurückzuweisen, dennoch wären die Folgen seiner Akzeptanz in Form eines verstärkten Ethnozentrismus und eines drohenden „Kampfes der Kulturen“ verheerend. Steven Lukes formuliert eine Alternative, die eine Bandbreite von Wertvorstellungen zulässt, aber dennoch darauf insistiert, dass einige Werte universell für alle Menschen Gültigkeit beanspruchen können. Es gibt also durchaus Standards, um moralische Normen zu erstellen und zu überprüfen.
Steven Lukes ist Professor für Politikwissenschaft und Soziologie an der New York University und zur Zeit Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin. Zu seinen wichtigsten Veröffentlichungen zählen: Emile Durkheim. His Life and Work: a Historical and Critical Study (1973); Marxism and Morality (1985) und zuletzt Moral Relativism (2008).