Richard Jochum
Minimal Literature
Buchobjekte
von
Richard Jochum
“Wie jeder weiß, sind Bücher schon längst alte Hüte.”
“Buchobjekte sind aber und nicht, weder ganz Buch, noch ganz Objekt. Vielleicht ist die Synthese aus beidem möglich; das ist eben die Kunst. Das Ergebnis sind Bastarde.”
“In dubio pro libro, hat der alte, inzwischen verstorbene Bibliothekar immer wieder gesagt: Der Ankauf eines Buchs für eine Bibliothek rentiere sich, wenn es zumindest einmal in hundert Jahren ausgeliehen werde.”
“Am Anfang war das Wort, sagt die Bibel, und bis in alle Ewigkeit, doch das scheint nicht mehr ganz so gewiss.”
“Bücher vorzufinden, die auf den einen oder anderen gelungenen Satz verkürzt wären, Texte ohne Füllmaterial, welch ein Glück!”
“Ein Buchobjekt könnte auch sein: ein literarischer Hammer, ein Gebrauchsgegenstand auf alle Fälle, ein Reisepass oder ein Dachstuhl. Eine Schraube, die die Blätter zusammenhält, anstatt eines Bindfadens.”
In den Jahren 1991-99 hat der Wiener Künstler und Philosoph Richard Jochum mehr als 40 Buchobjekte produziert. Die Anregung dazu lieferte ein kleiner literarischer Zirkel in Innsbruck “Die vier autonom schreibenden Maler”, der es sich zum Ziel setzte, Literatur zu produzieren, ohne sich ausschließlich auf den üblichen Weg Manuskript-Verlag-Vertrieb zu verlassen. Literatur begriffen sie als eine Art spontaner Intervention zu bestimmten Themen der Zeit. Dass sie über eine eigene Buchbinderei verfügten, kam der Lust an der Arbeit sehr entgegen.