Kybernetische Kunst. Texte von Theo Lutz und Musiken von Wilhelm Fucks


Online event
Thursday, Nov 5, 2020, 7:00 PM

Dr. Toni Bernhart

Institut für Literaturwissenschaft, Universität Stuttgart

Kybernetische Kunst. Texte von Theo Lutz und Musiken von Wilhelm Fucks

Gesprächsleitung: Dr. Petra Boden, Berlin

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Kybernetik entwickelte sich nach dem Zweiten Weltkrieg sehr rasch zu einem erfolgreichen Paradigma, das natur- und technikwissenschaftliche, geistes- und sozialwissenschaftliche Disziplinen erfasste; sie diente sogar der Produktion von Kunst: Der Mathematiker Theo Lutz (1932–2010) ließ 1959 einen Computer ein Gedicht schreiben, und der Physiker Wilhelm Fucks (1910–1990) schuf um 1960 zufallsgenerierte Kompositionen für Klavier. Obwohl Theo Lutz weltweit als einem der ersten die maschinelle Generierung längerer Texte gelang, wissen wir über seine kybernetischen Experimente und sein Leben ausgesprochen wenig. Wilhelm Fucks gilt zwar in den Geisteswissenschaften als Pionier statistischer Textwissenschaft. Weithin unbekannt ist jedoch, dass er sich zwischen 1941 und 1945 an der NS-Waffenforschung beteiligte und in den 1960er-Jahren als Komponist und Theoretiker der Neuen Musik reüssierte.
Der Vortrag wird die beiden kybernetischen Grenzgänger aus wissenschafts- historischer Perspektive vorstellen und ihre literarischen und musikalischen Werke würdigen.

Toni Bernhart ist Privatdozent für Neuere deutsche Literatur an der Universität Stuttgart und wissenschaftlicher Koordinator des Ausstellungs- und Forschungsprojekts Literatur digital lesen am Deutschen Literaturarchiv Marbach. Seit 2015 leitet er das DFG-Projekt Quantitative Literaturwissenschaft an der Universität Stuttgart. Davor war er wissenschaftlicher Mitarbeiter im ERC-Projekt DramaNet der Freien Universität Berlin. Zuletzt erschien sein Buch Volksschauspiele. Genese einer kulturgeschichtlichen Formation (2019).

Dr. Petra Boden ist Wissenschaftshistorikerin und arbeitet derzeit an der Humboldt-Universität zu Berlin an einem DFG-Projekt zu interdisziplinären Debatten zwischen Philologie, Philosophie und Geschichtswissenschaft von 1970 bis 1990.