Lecture
Friday, Dec 7, 2007, 6 PM
Filmhaus am Potsdamer Platz, Potsdamer Str. 2, 10785 Berlin

Judit Arokay

Professorin für Japanologie, Ruprecht-Karls-Universität, Heidelberg

Kitano Takeshi – Aspekte der japanischen Kultur der Coolness

Kitano Takeshi, in Europa in erster Linie als Regisseur von Filmen wie SONATINE, HANA-BI oder DOLLS bekannt, gilt als der coole Typ schlechthin. Theatralisch kombiniert er höchste Affektkontrolle und überlegene Gelassenheit mit wilden und blutgetränkten Ausbrüchen von Gewalt. Seine Helden sind im Milieu des Verbrechens angesiedelt – mal als Yakuza, mal als Polizisten – und zugleich Randgestalten ihrer Gruppen im Kampf um persönliche Autonomie.
In Japan genießt Kitano Takeshi jedoch nicht in erster Linie als Regisseur hohes Ansehen – seine Filme sind in seiner Heimat nicht besonders beliebt –, sondern als ein Medienstar, der in der äußerst schnelllebigen Medienwelt seit immerhin 25 Jahren als Komiker, Showmaster, Fernsehkommentator, Moderator und Autor einer Art Lebens-Ratgeberliteratur Millionen von Fans zu begeistern im Stande ist. Auf welche Bedürfnisse der japanischen Gesellschaft er durch seine herausfordernde Art reagiert, wie seine Art von Coolness in Japan ankommt und schließlich die Frage, ob es sich um ein kulturübergreifendes Verständnis von Coolness handelt, soll im Mittelpunkt dieses Beitrags stehen.

Judit Árokay studierte Germanistik, Anglistik und Japanologie an der Eötvös-Loránd-Universität in Budapest und der Universität Hamburg. Nach wissenschaftlicher Mitarbeit an den japanologischen Instituten der Universität Hamburg und der Freien Universität Berlin ist sie vor kurzem zur Professorin für Japanologie an die Universität Heidelberg berufen worden. Ihre Forschungsschwerpunkte umfassen die poetologischen und literaturwissenschaftlichen Diskurse der Vormoderne, klassische Frauenliteratur und ihre Rezeption, die Rhetorik der japanischen Dichtung sowie Fragen der Modernisierung der poetischen Sprache in der Frühen Neuzeit. Ausgewählte Publikationen: Shōtetsu. Gedanken zur Dichtung. Eine japanische Poetik aus dem 15. Jahrhundert, übersetzt und kommentiert (1999); Poetik und Weiblichkeit. Japans klassische Dichterinnen in Poetiken des 10. bis 15. Jahrhunderts (2001).