Lecture
Tuesday, Jun 7, 2011, 7 PM

Dietz Bering

Professor für Sprachgeschichte, Universität zu Köln

Haben Intellektuelle noch Zukunft?

Gesprächsleitung: Prof. Dr. Martin Sabrow, Potsdam

Die Intellektuellen sind tot. Ist das ein Gerücht oder eine bittere Wahrheit? Eine Antwort auf diese Frage findet sich erst, wenn man die gesamte Biographie des umstrittenen Begriffs verfolgt: Von seiner Geburt im Frankreich der Dreyfus-Affäre über die lebensgefährlichen Zeiten reinen Schimpfwortgebrauchs bei den Nazis und den moskauhörigen Marxisten bis hin zu dem positiven Verständnis des Begriffs „Intellektueller“ in der Bundesrepublik. In der Gruppe 47 und durch die Spiegel-Affäre zu Kräften gekommen, konnte er im Deutschen Herbst 1977 die offene Feldschlacht wagen. Sein Ende nahte erst, als die Postmoderne und die Umwälzungen von 1989 die Basis der Intellektuellen zerbrachen: Den festen Besitz universeller Werte, gestützt von durchgreifenden Theorien. Und doch: Nie waren die Intellektuellen lebenswichtiger als in dem Moment, als sie totgesagt wurden. Denn gerade jetzt schafft die Globalisierung Probleme ungeahnten Ausmaßes.
Diese Grundkonstellation erzwingt die Frage: Wie kann man den Intellektuellen wieder ein festes Fundament verschaffen? Und angesichts der jetzt dominierenden Bürgerbewegungen: Kann es einen „abgeflachten“, demokratisierten Intellektuellen geben?

Dietz Bering lehrte an der Universität zu Köln historische Sprachwissenschaften. 1981 gehörte er zu den Gründungsfellows des Wissenschaftskolleg zu Berlin. Er war Gastprofessor an der Sorbonne Nouvelle. Zu seinen wichtigsten Veröffentlichungen zählen: Die Intellektuellen. Geschichte eines Schimpfwortes (1978); Der Name als Stigma. Alltagsantisemitismus 1812-1933 (1987); Kampf um Namen. Bernhard Weiß gegen Joseph Goebbels (1991) und zuletzt: Die Epoche der Intellektuellen 1898 – 2001. Geburt – Begriff – Grabmal (2010).

Eine Gemeinschaftsveranstaltung mit dem Zentrum für Zeithistorische Forschung Pots­dam