Gunilla Eschenbach
Die Ordnung von Tönen, Steinen und Scherben. Rio Reisers Nachlass im Deutschen Literaturarchiv
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Das Deutsche Literaturarchiv Marbach hat als Sammelauftrag literarische Nachlässe. Mit dem Rio Reisers kommt nun ein Musikernachlass ins DLA, genauer: der eines Singer-Songwriters.
Dann hat er aber doch Ähnlichkeit mit einem literarischen Nachlass, weil vor allem die Texte schriftlich fixiert sind. Keine Noten, keine Musikalien, die doch den Großteil dessen ausmachen müssten, was ein Musiker hinterlässt. Rio Reiser konnte aber nicht Noten lesen und Noten schreiben. Kein Notenpapier also. Aber was dann?
In erster Linie wird Rio Reiser als Texter und Interpret dokumentiert. In manchem gleicht sein Nachlass aber auch dem eines Tontechnikers oder dem Bestand eines Tonstudios: Er enthält Studiobänder mit Rohfassungen von Aufnahmen und ihre Bearbeitungen im weiteren Produktionsprozess. Hinzu kommen Materialien, die die musikalischen Aufführungen dokumentieren: Setlists, Tagespläne für die Tour (on stage und off stage), Plakate und Konzertprogramme. Konkrete Angaben zu musikalischen Aufführungsereignissen. Daneben Dispositive: Ein Keyboard in einem Stage Case.
Was macht ein literarisches Archiv mit solchen Materialien? Wie werden sie erschlossen? In welchem Kontext? Wie verändern sie das Gesicht einer Institution? In ihrem Vortrag präsentiert Gunilla Eschenbach Fundstücke aus Rio Reisers Nachlass und zeigt, wie ein Singer-Songwriter-Nachlass aussieht, wenn er nicht klingt.
Gunilla Eschenbach leitet am Deutschen Literaturarchiv Marbach das Erschließungsreferat in der Abteilung Archiv und ist dort für Verlagsarchive, die Bestände der Klassischen Moderne und die Musikaliensammlung zuständig.