Julian Hanich
Der Publikumseffekt. Über den Einfluss anderer Zuschauer auf die Filmwahrnehmung
Wer Filme ansieht, ist häufig von anderen Menschen umgeben. Das galt lange Zeit vor allem für das Kino, traf aber oft auch auf den Fernsehkonsum im Wohnzimmer zu. Seit der Einführung portabler Bildschirmtechnologien sind Filmzuschauer nun beinahe überall anzutreffen: am Flughafen, in der U-Bahn, im Wartezimmer beim Arzt… Auch dort sind sie meist nicht alleine. In der Filmwissenschaft blieb lange unbeachtet, welch wichtigen Einfluss die Anwesenheit anderer Personen auf die Filmwahrnehmung nehmen kann. Die direkte Ko-Präsenz kann sich verstärkend oder hemmend auswirken, insbesondere wenn Emotionen und Affekte vom Film intendiert werden. In seinem Vortrag möchte Julian Hanich einige Unterscheidungen anbieten, die für die Theoretisierung dieses „Publikumseffekts“ hilfreich sein könnten. Dabei werde ich unter anderem auf Unterschiede zwischen Kinotypen, technologischen Einflüssen, Genres, institutionellen Rahmungen und sozialen Faktoren eingehen. Der Vortrag versteht sich als Beitrag zu einer Phänomenologie des Publikumseffekts.
Julian Hanich, geb. 1975, ist Assistant Professor of Film Studies an der Universität Groningen. Ausgewählte Publikationen: Cinematic Emotion in Horror Films and Thrillers. The Aesthetic Paradox of Pleasurable Fear (2010); Auslassen, Andeuten, Auffüllen. Der Film und die Imagination des Zuschauers (Mit-Hg. 2012).