Claudio Lange
Sehen ist was anderes
Fotografien von Claudio Lange, Berlin
Meine Fotos zeigen zweierlei anderes Sehen: erstens was man etwa in Wasserpfützen anders sehen kann; zweitens was ein menschliches Auge ohne Kamera nicht sieht: die meist unauffällige Anwesenheit von bildfähigen, kurzlebigen, unendlichen Wasserreflexionen.
Die Fotos drehen sich ums Wasser, dem unbekannten Wesen, das fast alles kann, sogar duften. Wasser ist DAS Lebens-Mittel vermutlich extraterrestrischen Ursprungs. Auch der Mensch besteht vorwiegend aus Wasser. Es ist also nicht verwunderlich, wenn man alles in Erfahrung bringen möchte über dieses frische und erfrischende, bescheidene, meditativ singende, rauschende, höhlende und sich anpassende, schönheitsbesessene, salzige, schwefelige oder wohlschmeckende, sanft leuchtende, wandlungsfähige, bewegliche, humorvolle und gehorsame, eisige und nasse, dampfende, vernebelnde oder bewölkende, gewalttätige, begradigte oder destillierte, reflexive und zugleich transparente Element.
Claudio Lange, geb. 1944 in Santiago de Chile. 1962 Studienbeginn in Chile, 1963 in Deutschland, ab 1967 Religionswissenschaft an der FU Berlin. 1972 Promotion an der Freien Universität Berlin mit der Dissertation Kolonialismus. Zeugnis von Bartolomé de Las Casas. 1973 zurück in Chile, Flucht, 1974 Rückkehrverbot. Amnestie 1983. Seit 1975 freier Künstler in Berlin und Andalusien. Zahlreiche internationale Ausstellungen sowie zahlreiche Buchpublikationen und Filmbeiträge.