Elisabeth Bronfen
Abgebrochene Melodie – Marlene Dietrichs und Zarah Leanders Liebeslieder an die Nation
Nicht nur im Melo und Film Noir ist es der Gesang der verführerischen Sirenen, der die Stimmung der Filmgeschichte angibt. Auch die Kriegsanstrengungen im Zweiten Weltkrieg nutzten geschickt das Liebeslied, um den patriotischen Furor – an der Front und zu Hause – zu steuern. Zwei der bedeutendsten Stars der 30er und 40er Jahre, Zarah Leander und Marlene Dietrich, werden in diesem Vortrag einander gegenüber gestellt, allerdings mit Liebesliedern, die im Kontext einer Filmhandlung unterbrochen werden. Denn um einen zentralen Widerspruch geht es: Das Partikulare der Liebe und die Allgemeinheit der Politik sind nur bedingt in Einklang zu bringen.
Elisabeth Bronfen ist seit 1993 Professorin für Englische und Amerikanische Literatur an der Universität Zürich. Sie studierte Germanistik, Anglistik und Komparatistik am Radcliffe College und an der Harvard Universität. Promotion 1986 mit einer Arbeit über Dorothy Richardson; Habilitation 1991 in München. Sie war Gastprofessorin u.a. in Sheffield, Kopenhagen und New York (Columbia). Ausgewählte neuere Veröffentlichungen: Die Diva (2002); Liebestod und Femme fatale. Der Austausch sozialer Energien zwischen Oper, Literatur und Film (2004); Tiefer als der Tag gedacht. Eine Kulturgeschichte der Nacht (2008); Stanley Cavell zur Einführung (2009); Crossmappings: Essays zur visuellen Kultur (2009); Hollywoods Kriege. Geschichte einer Heimsuchung (2013); Mad Men (2015).