Andreas Bähr
Der grausame Komet
Himmelszeichen und Weltgeschehen im Dreißigjährigen Krieg
Als Beginn des Dreißigjährigen Krieges gilt heute der Prager Fenstersturz im Mai 1618. Für die Zeitgenossen war jedoch ein anderes Ereignis entscheidend. Als gegen Ende des Jahres ein heller Komet am Himmel erschien, erkannten sie in ihm eine Botschaft Gottes, die nichts Gutes verhieß: die Prophezeiung eines schrecklichen Krieges.
Der Vortrag verfolgt die Auseinandersetzung über die Bedeutung des Kometen während der gesamten Kriegszeit von 1618 bis 1648. Er zeigt, wie die Zeichen göttlichen Zorns und göttlicher Gnade das Geschehen auf Erden bestimmten und die Geschichte des Krieges erklärten. In diesem Zusammenhang diskutiert er auch die strittige Frage, ob der Krieg tatsächlich schon mit dem Westfälischen Frieden vorbei war – oder nicht erst mit dem Nürnberger Reichsfriedensrezess von 1650.
1648 markierte die Erinnerung an den Kometen nicht nur den Anfang des Krieges, sondern auch sein Ende. Insofern scheinen im Schweifstern von 1618 grundlegende Probleme der geschichtswissenschaftlichen Periodisierung und Definition historischer Untersuchungsgegenstände auf.
Andreas Bähr habilitierte 2011 im Fach Neuere Geschichte an der Freien Universität Berlin, leitete von 2014 bis 2017 das DFG-Projekt Athanasius Kircher (1602 – 1680). Eine biographische Enzyklopädie am Institut für Geschichtswissenschaften der Humboldt-Universität zu Berlin und ist seit 2018 Professor für Europäische Kulturgeschichte der Neuzeit an der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder).
Alexander Schunka ist Professor für die Geschichte der Frühen Neuzeit am Friedrich-Meinecke-Institut der Freien Universität Berlin.