In memoriam John Rawls
mit
Axel Honneth
Professor für Sozialphilosophie
Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
Direktor des Instituts für Sozialforschung
Susan Neiman
Professorin für Philosophie
Direktorin des Einstein Forums, Potsdam
Gesine Schwan
Professorin für Politikwissenschaften
Präsidentin der Europa-Universität Viadrina, Frankfurt an der Oder
Dieter Simon
Professor für Rechtswissenschaften
Präsident der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften
John Rawls gilt allgemein als der bedeutendste Moralphilosoph und der einflussreichste politische Theoretiker des 20. Jahrhunderts. Sein Hauptwerk, die Theorie der Gerechtigkeit, ist weltweit diskutiert worden. In der Moralphilosophie veranlasste Rawls’ Werk eine Wende von metaethischen Spekulationen zurück zur Diskussion substantieller moralischer Fragen und wurde als Alternative zum Utilitarismus betrachtet. In der politischen Theorie versöhnte Rawls’ Ansatz die Forderungen nach Freiheit mit denen nach Gleichheit, den beiden zentralen Begriffen der modernen Sozialphilosophie, die häufig als miteinander unvereinbar angesehen wurden. Philosophiehistorisch belebte er nicht nur die Theorie des Gesellschaftsvertrags wieder, sondern leitete auch eine neue Auseinandersetzung mit Kant ein.
Rawls’ Einfluss reichte weit über die engen Grenzen der Philosophie hinaus und hatte große Bedeutung für die Rechtswissenschaften, die politische Theorie und die Wirtschaftswissenschaften. In Erinnerung an den vor kurzem verstorbenen Theoretiker werden einige namhafte Vertreter aus diesen Fächern die zentralen Begriffe und die bleibende Bedeutung seines Werks herausstellen.