Anna Schwarz
Ostdeutsche Biografien – Ballast oder Ressource?
In diesem weltpolitisch so angespannten Herbst über deutsch-deutsche Befindlichkeitsstörungen zu sprechen erscheint unangemessen und kleinkariert. Es macht bestenfalls Sinn im Kontext von Fragen nach der Rolle von Ideologien, der Chance für Toleranz, den tatsächlichen lebensweltlichen Prägungen von Menschen in “durchherrschten Gesellschaften” und den biografischen Brücken, die sie selbst auf dem Weg in eine neue, demokratische, marktwirtschaftliche Ordnung zu bauen versuchen. Anhand umfangreichen erwerbsbiografischen Interviewmaterials mit ostdeutschen Unternehmern, Arbeitslosen und Berufswechslern werden explizite und implizite Sozialisationsprägungen durch die DDR-Gesellschaft ebenso diskutiert wie die durchaus vielfältigen biografischen Anknüpfungspunkte für Individualitätsentfaltung, Kreativität, demokratische Wertorientierungen, flexibles und marktorientiertes Handeln heute.