Dr. Christian Grüny
Erdrückende Tradition. Musik in der Gegenwart
Verglichen mit anderen Künsten ist die Musik in einer eigenartigen Lage: Ihr Feld ist extrem ausdifferenziert, wobei die einzelnen Bereiche nur wenig miteinander zu tun haben. Die klassische Musik verliert gesellschaftlich immer mehr an Boden, genießt aber den Bonus der kulturellen Anerkennung. An den Musikhochschulen dominiert sie das Geschehen unangefochten. Die Neue Musik ist in mehrfacher Hinsicht marginalisiert: im Vergleich zu anderen Formen von Musik, aber auch zu anderen zeitgenössischen Kunstformen, und schließlich an den Musikhochschulen und in den Konzertsälen. All dies findet statt im Schatten einer omnipräsenten und wirtschaftlich äußerst erfolgreichen Popmusik. Der Vortrag wird dem gespannten Zusammenhang von Traditionspflege und Gegenwart in der westlichen Kunstmusik nachgehen und daran anschließend die allgemeinere Frage nach Musik und Zeitgenossenschaft stellen.
Christian Grüny hat Philosophie und Linguistik in Bochum, Prag und Berlin studiert und sich in Witten/Herdecke habilitiert, wo er heute lehrt. 2011 war er Gastprofessor an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg. Von 2011 bis 2014 war er Sprecher des DFG-Netzwerks Kulturen der Leiblichkeit. 2014/15 verbrachte er als Gastwissenschaftler am Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik in Frankfurt a. M. Seit 2018 ist er Mitglied des Beirats der Deutschen Gesellschaft für Ästhetik. Neuere Publikationen: Kunst des Übergangs. Philosophische Konstellationen zur Musik (2014) und Ränder der Darstellung. Leiblichkeit in den Künsten (Hg. 2015).
Bastian Zimmermann ist künstlerischer Leiter der Konzertreihe Music for Hotelbars und Mitherausgeber der Zeitschrift Positionen – Texte zur aktuellen Musik. Er ist zudem als freier Autor, Filmemacher und Dramaturg im Musiktheaterbereich tätig.
20 Uhr Konzert
KAPmodern Ensemble, Potsdam
„Tief ist der Brunnen der Vergangenheit“
Ort: Foyer des Nikolaisaals, Wilhelm-Staab-Str. 11, Potsdam
Detailliertes Programm unter www.kammerakademie-potsdam.de
Eintritt: 15/12 €
Eine Gemeinschaftsveranstaltung mit der Kammerakademie Potsdam