Vortrag
Freitag, 24.4.2009, 19:30h
Filmhaus am Potsdamer Platz, Potsdamer Str. 2, 10785 Berlin

Carey Harrison

Professor für Literatur an der City University of New York

Kritische Kultur. Humor im amerikanischen Fernsehen

Im Amerika der Fünfzigerjahre, in der Frühzeit des Fernsehens also, wurden die Sendungen streng zensiert. So wurde im Fall von I Love Lucy das Wort »schwanger« wegzensiert, selbst dann noch, als Lucy (die reale wie die mediale) sichtlich schwanger war. Auf der amerikanischen Bühne durfte man zwar etwas kühner sein, doch auch hier wurden Komiker wie Mort Sahl oder Lenny Bruce wegen (vermeintlicher) Obszönität strafrechtlich verfolgt. Auch standen sie wegen Antiamerikanismus in der Kritik. In den vergangenen fünfzig Jahren hat sich die Situation des Fernseh- wie auch des Bühnenhumors drastisch verändert, eine Entwicklung, die undenkbar gewesen wäre ohne den revolutionären Komiker Richard Prior und weitere »Soloisten«, den so genannten stand-up comics. Sie redeten völlig frei und so anstößig, wie sie wollten. Ihre Revolution griff langsam über auf Fernsehsendungen wie Family Guy und South Park, in denen American values zur Farce werden. Bleibt die Frage: Inwieweit hat diese Medienrevolution das amerikanische Selbstbild verändert?

Carey Harrison, geboren 1944 in London, aufgewachsen in Los Angeles und New York, ist Autor zahlloser Bücher, Artikel, Theaterstücke, Drehbücher und Hörspiele sowie Professor für Englisch am Brooklyn College. Sein erstes Theaterstück (Dante Kaputt) wurde 1966 am Phoenix Theatre (Leicester) uraufgeführt. 1969 erhielt er eine Anstellung als Stückeschreiber im Stables Theatre Club (Manchester). Mehrfach waren Harrisons Stücke in der Fernsehserie Masterpiece Theatre zu sehen, inklusive der Miniserie Freud. Für seine Fernseh- und Radiosendungen sowie für seine 16 Bücher wurde er vielfach ausgezeichnet: u.a. mit dem WorldPlay Award, den Sony Radio Academy Awards, dem Giles Cooper Award, dem Prix Marulic, dem Best Play (UK Writers’ Guild), dem Prix Italia Silver Award, dem Best Play (Berliner Akademie der Künste). Harrisons Arbeiten wurden in 13 Sprachen übersetzt und seine Essays in verschiedensten Zeitschriften veröffentlicht (z.B. New Politics. A Journal of Socialist Thought oder Chronicles. A Paleoconservative Magazine of American Culture). Seit 2005 veröffentlicht er einen monatlichen Beitrag zur Sprachentwicklung in The Vocabula Review. Sein aktuelles Stück, A Cook’s Tour of Communism, wurde 2008 von der BBC ausgestrahlt.