Vortrag
Freitag, 14.12.2012, 17:30h

Günter Schenk

Feste im Wandel. Kulturkritische Anmerkungen eines reisenden Brauchbeobachters

In diesen Tagen ist viel vom emotional turn die Rede, der nicht nur bei Kulturanthropologen in aller Munde ist. Denn mehr als früher dominieren Gefühle, Leidenschaften und Emotionen das öffentliche Bild – inzwischen auch Europas Festlandschaft. In meinem Vortrag erinnere ich aber auch daran, dass diese Formen der Festkultur eigentlich nichts Neues sind, dass der Gefühlsmensch bis zur Reformation auch beim Feiern den Ton angab. Mit dem Zeitalter der Aufklärung aber waren seine Tage gezählt, wurde der vernunftorientierte Zeitgenosse zum neuen Idol der Festgestalter. Heute scheinen sich die Verhältnisse erneut zu verschieben, boomen die Feste, die dem Rausch der Leidenschaften breiten Raum einräumen – nicht immer zum Wohlwollen der Ordnungshüter. Die Lust ist zum neuen Festmotor geworden, gespeist vom Bedürfnis nach Kontakt und körperlicher Nähe. Denn nichts motiviert den Menschen mehr, als das Verlangen wahrgenommen zu werden.

Günter Schenk, geb. 1948, hat Volkskunde und Publizistik studiert. Er arbeitet als Journalist und Autor, u.a. für eine Reihe renommierter deutscher Zeitungen, aber auch für Fernsehen und Hörfunk. In diesem Zusammenhang hat er auf vielen Reisen Feste in ganz Europa untersucht und photographisch dokumentiert. Zu seinen Publikationen zählen u.a.: Mainz, wie es singt und lacht (2004); Christliche Volksfeste in Europa. Prozessionen, Rituale, Volksschauspiele (2006); Fastnacht zwischen Brauch und Party. Karneval total (2007); Mainzer Fastnachts-ABC (2011); sowie mehrere Städtereiseführer (u.a. Antwerpen, Brügge, Gent, Brüssel, Liverpool, Rotterdam, Heidelberg).