Vortrag
Montag, 25.6.2012, 19h

Thomas Fuchs

Karl Jaspers-Professor für Philosophische Grundlagen der Psychiatrie und Psychotherapie, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

Person und Gehirn

Gesprächsleitung: Dr. Matthias Kroß, Potsdam

Finden wir das, was eine Person ausmacht, in ihrem Gehirn? Zeigen sich ihre Wahrnehmungen, Gedanken und Gefühle in den farbigen Abbildungen von Hirnprozessen? Sind Liebe, Religiosität, Glück und Schuld nur Zustände des Gehirns? – Viele werden diese Fragen heute schon bejahen. Unter dem Eindruck der Fortschritte der Neurowissenschaften schreitet die Identifizierung von Person und Gehirn voran. Solchen Auffassungen stellt der Vortrag eine ökologische Sicht des Gehirns gegenüber. Es erscheint darin in erster Linie als ein Vermittlungsorgan für die Beziehungen des lebendigen Organismus zur Umwelt und für unsere Beziehungen zu anderen Menschen. Als solches ist es notwendige, aber keineswegs hinreichende Bedingung für personales Erleben und Verhalten. Es ist nicht das Gehirn, sondern die lebendige Person, die fühlt, denkt und handelt.

Prof. Dr. Dr. Thomas Fuchs, Facharzt für Psychiatrie, ist seit 1997 Oberarzt in der Heidelberger Psychiatrischen Klinik. Nach der Habilitation 2005 Professor für Psychiatrie. Seit 2008 leitet er das Interdisziplinäre Forum für Biomedizin und Kulturwissenschaften der Universität Heidelberg. Zuvor leitete er das europäische Marie Curie-Forschernetz Disorders and Coherence of the Embodied Self sowie das Projekt Das Gehirn als soziales Organ der VW-Stiftung. 2010 habilitierte er sich mit dem Buch Das Gehirn – ein Beziehungsorgan (2011) auch im Fach Philosophie.