Ottmar Edenhofer
Die Atmosphäre als globales Gemeinschaftsgut
Der Klimawandel kann nur begrenzt werden, wenn das Wirtschaftswachstum vom Anstieg der Treibhausgas-Emissionen entkoppelt werden kann. Die seit einigen Jahren einsetzende Kohlerenaissance hat jedoch dazu geführt, dass die weltweiten Emissionen weiterhin ungebremst zunehmen. Angesichts dieser Kohlerenaissance wird es immer dringender, dass für die Ablagerung der Emissionen in der Deponie Atmosphäre ein Preis bezahlt werden muss, der die Knappheit dieses Deponieraums zum Ausdruck bringt.
Für eine realistische Klimapolitik ist ein Umdenken erforderlich: nicht die Endlichkeit der fossilen Rohstoffe, auf die gerade Schwellenländer im Zuge des Wirtschaftswachstums ihre Energiesysteme aufbauen, sind der limitierende Faktor, sondern das globale Gemeinschaftsgut “Atmosphäre”, das als Deponie kostenlos genutzt wird. Begrenzung des Klimawandels heißt daher Begrenzung der Atmosphäre als “frei verfügbare” Deponie. Dies hat jedoch zur Folge, dass ein Großteil der fossilen Energieträger nicht mehr extrahiert werden darf. Die daraus entstehenden Verteilungskonflikte mit den Besitzern von Kohle, Öl und Gas müssen in den Klimaverhandlungen gelöst werden. Die damit verbundenen politischen Herausforderungen werden in groben Umrissen skizziert.
Ottmar Edenhofer studierte Wirtschaftswissenschaften und Philosophie an der Ludwig-Maximilians-Universität in München und promovierte in den Wirtschaftswissenschaften an der Technischen Universität Darmstadt. Neben seinem Lehrstuhl an der Technischen Universität Berlin, der Leitung des MCC und der stellvertretenden Direktion des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, ist er einer der Vorsitzenden der Arbeitsgruppe III des Weltklima-rates IPCC. Im April 2014 wurde unter seiner Leitung der Fünfte Sachstandsbericht “Climate Change 2014: Mitigation of Climate Change” des IPCC veröffentlicht.