Fabian Lampart
Kindheit als Integrationserfahrung in freien Versen
Ralph Tarayils Nimm die Alpen weg
Ralph Tarayils Nimm die Alpen weg handelt von der Kindheit eines Geschwisterpaars, dessen Eltern Migranten sind. Der Text, laut Autor ein Roman, präsentiert die Erfahrungen der beiden Kinder extrem verknappt in einer Art von freien Versen. So wird die Perspektive von Schwester und Bruder auf die Familie und das schweizerische Lebensumfeld an einzelnen fragmentarischen Wahrnehmungen und in gelegentlich elliptisch anmutenden Episoden und Bildern entwickelt. Im Verlauf des Texts erweitert sich die Erfahrungswelt der Kinder, einzelne Worte, Objekte, Erfahrungen werden aufgegriffen und im Horizont des familiären Außenseitertums und der – aus Sicht der Kinder – sukzessiven Integration umrissen. Der Beitrag möchte sowohl die Thematik des Buchs als auch die formal eigentümliche, originelle und vielleicht auch problematische Art der Kindheitsdarstellung diskutieren.
Fabian Lampart hat Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft studiert und wurde 2000 in Augsburg mit einer Arbeit zu den Anfängen des historischen Romans im 19. Jahrhundert promoviert. Nach Stationen als wissenschaftlicher Assistent in Göttingen und Freiburg ist er seit 2016 Professor für Neuere deutsche Literatur an der Universität Potsdam. In seiner Habilitationsschrift geht es um die Nachkriegsmoderne in der deutschsprachigen Lyrik nach 1945. Seine aktuellen Arbeitsschwerpunkte liegen in der Literatur des 19. Jahrhunderts sowie in der Literatur der Moderne und der Gegenwart.