David Feldman
Hijacked from the Centre: Holocaust Memory in Britain
Als der Abgeordnetenrat der britischen Juden und Jüdinnen vor vierzig Jahren auf dem Parlamentsgelände ein Holocaust-Mahnmal errichten wollte, tat die britische Regierung unter Margaret Thatcher den Vorschlag gleichgültig ab. Laut Außenminister Lord Carrington hatte es nichts mit Großbritannien zu tun. Heute hingegen setzen sich sowohl die konservative Regierung, die Labour Partei als auch die Liberal Democrats dafür ein, ein Holocaust-Mahnmal neben dem Parlament zu errichten. Der Holocaust ist außerdem das einzige verpflichtende Thema im nationalen Geschichtslehrplan für Schüler*innen im Alter von 13 bis 14 Jahren. Feldmann untersucht und erklärt diesen Wandel in der Holocaust-Erinnerung: Wie kann es sein, dass in Großbritannien, wo der Antirassismus aktuell die Öffentlichkeit spaltet, der Kampf gegen den Antisemitismus die politische Klasse wie kaum etwas anderes eint?
David Feldman ist Professor für Geschichte am Birkbeck College, University of London und Direktor des Birkbeck Institute for the Study of Antisemitism. Seine aktuellen Forschungsarbeiten befassen sich mit den Beziehungen zwischen Juden und Nicht-Juden in Großbritannien im 19. und 20. Jahrhundert und mit den sich verändernden Formen des Antisemitismus. Er hat unter anderem für The Guardian, Financial Times und The Independent über die politischen Implikationen des Antisemitismus geschrieben.