Kristen R. Ghodsee
Second World, Second Sex. Socialist Women’s Global Solidarity in the Cold War
Frauen aus den osteuropäischen sozialistischen Staaten – der ehemals sogenannten Zweiten Welt – spielten einmal eine zentrale Rolle in der aktivistischen Frauenbewegung der Vereinten Nationen. Inzwischen scheinen die Beiträge dieser Frauen weitgehend in Vergessenheit geraten zu sein oder werden im Vergleich mit denen westlicher Feministinnen als unwesentlich abgewertet. Mit ihrem Vortrag will Kristen Ghodsee Teile dieser vergessenen Geschichte wieder ins Bewusstsein rufen, indem sie dem aktivistischen Engagement osteuropäischer und afrikanischer Frauen im von den Vereinten Nationen ausgerufenen Internationalen Jahr der Frau 1975 und der sich anschließenden UN-Dekade der Frau (1976–1985) nachgeht.
Anhand der Fallbeispiele des sozialistischen Bulgarien und des Sozialismus-affinen Sambia wird sie feministische Netzwerke zwischen der Zweiten und Dritten Welt untersuchen und aufzeigen, wie Allianzen zwischen Frauen aus sozialistisch geprägten Staaten die führende Rolle des US-amerikanischen Zweigs in der weltweiten Frauenbewegung in Frage stellten. Auf der Grundlage von Interviews und Archivrecherchen auf drei Kontinenten wird Ghodsee ihre These entfalten, dass die internationale ideologische Konkurrenz zwischen Kapitalismus und Sozialismus die Welt, in der Frauen heute leben, maßgeblich mitgeformt hat.
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Kristen R. Ghodsee ist Professorin für Russisch und Osteuropa-Studien sowie Mitglied der Graduiertengruppe im Bereich Anthropologie an der Universität Pennsylvania. Ihre Aufsätze und Essays erschienen in zahlreichen Zeitungen und Zeitschriften: The New Republic, The Lancet, Ms. Magazine, Le Monde Diplomatique, TAZ, The Washington Post und The New York Times. Sie ist Autorin von zehn Bücher, unlängst erschienen: Second World, Second Sex: Socialist Women’s Activism and Global Solidarity during the Cold War (2019) und Why Women Have Better Sex Under Socialism: And Other Arguments for Economic Independence (2018 and 2020). Ihr neustes Buch Taking Stock of the Shock: Social Impacts of Transition in Eastern Europe and the Former Soviet Union hat sie gemeinsam mit Mitchell A. Orenstein geschrieben. Ghodsee war Gastwissenschaftlerin am Radcliffe Institute for Advanced Study der Universität Harvard, am Institute for Advanced Study in Princeton, am Woodrow Wilson International Center for Scholars, am Aleksanteri Institute der Universität Helsinki in Finnland, am Max Planck Institut for Demografische Forschung, am Freiburg Institute for Advanced Studies und am SciencesPo. Für ihre Arbeit in den Bereichen der Anthropologie und Kulturwissenschaft wurde sie mit dem John Simon Guggenheim Fellowship ausgezeichnet.