Caroline Walker Bynum
The Blood of Wilsnack and the Fifteenth Century
Die Stätte des “Mysteriums vom Wunderblut” im brandenburgischen Wilsnack war während des 15. Jahrhundert das Hauptwallfahrtsziel in Nordeuropa. Für die meisten protestantischen Historiker des 19. Jahrhundert war der Ort ein Exempel mittelalterlichen Aberglaubens oder des Priesterbetrugs. In neuerer Zeit hingegen wird Wilsnack entweder als Beispiel für die Auswüchse spätmittelalterlicher eucharistischer Inbrunst oder für die Steuerung volkstümlicher Frömmigkeit durch den Klerus verstanden. Im Vortrag wird nicht nur die Verehrung blutiger Hostien in Wilsnack und anderen norddeutschen Stätten dargestellt, sondern auch die kontroverse theologische Debatte über sie als Ausdruck der tiefen Bindung der Menschen jener Zeit an die Religion gedeutet.
Caroline Walker Bynum unterrichtete 1988–2003 an der Columbia University. 1993 wurde sie zum Professor für mittelalterliche Geschichte Europas am Institute for Advanced Study in Princeton ernannt. 1996 war sie Präsidentin der American Historical Association und 1997–98 der Medieval Academy of America. Sie veröffentlichte zahlreiche preisgekrönte Bücher zur Kulturgeschichte und zur Religiosität des Mittelalters. Zuletzt erschienen: Last Things. Death and the Apocalypse in the Middle Ages, 2000, und Metamorphosis and Identity, 2001.
Eine Gemeinschaftsveranstaltung mit dem Wissenschaftskolleg zu Berlin