W.J.T. Mitchell
Showing Seeing. A Critique of Visual Culture
Was versteht man unter “visual culture” oder Bildwissenschaften? Ist damit eine neue, aufstrebende Disziplin gemeint? Oder ein vorübergehender Moment innerhalb der interdisziplinären Turbulenzen? Handelt es sich dabei um einen Bereich oder Teilbereich der Cultural studies oder der Medientheorie, der Rhetorik oder der Kommunikationswissenschaft, der Kunstgeschichte oder der Ästhetik? Haben diese Studien einen spezifischen Forschungsgegenstand, oder öffnet man damit nur einen Sack voller Probleme, mit denen sich die respektablen, wohl situierten Disziplinen nicht befassen wollen? Wenn sie einen eigenen Bereich bilden, wo sind seine Grenzen und Definitionen? Sollten sie sich eine eigene akademische Institution schaffen, d.h. einen Fachbereich gründen und sich ein programmatisches Statut geben – mit allem, was dazu gehört: Lehrpläne, Textbücher, Eingangsprüfungen, Scheine und Abschlussprüfungen? Wie soll man solch ein Fach unterrichten? Was würde es bedeuten, wenn man Bildwissenschaften nicht nur sporadisch, sondern als reguläres Fach lehren wollte? W.J.T. Mitchell, Autor zahlreicher, einflußreicher Bücher zur Theorie des Bildes und Herausgeber von Critical Inquiry, wird in seinem Vortrag versuchen einige Antworten auf diese Fragen zu skizzieren.