Jochen Brüning
Die Stunde des Mathematikers
Es wird gerne — und nicht nur von Mathematikern — versichert, daß die Mathematik ein wichtiger Bestandteil unserer abendländischen Kultur sei und allein aus diesem Grunde ihre allgemeine Kenntnis verbesserungsbedürftig ist, selbst wenn man von allfälligen Nützlichkeitsüberlegungen absieht. Genauere Begründungen findet man allerdings eher selten. Der Vortrag will der kulturellen Leistung der Mathematik und den dabei wirksamen Mechanismen anhand einiger besonders eindrucksvoller historischer Momente nachgehen, in denen die Mathematik unversehens und unvermittelt übergreifende Bedeutung gewann. Diese »Stunden des Mathematikers« weisen überraschende strukturelle Ähnlichkeiten auf, die zu einigen Überlegungen über kulturelle Interaktion im allgemeinen und die tatsächlich sehr besondere Rolle der Mathematik Anlaß geben. Die Erörterung legt Schlußfolgerungen nahe, die — bei aller nötigen (und den Mathematikern eigentümlichen) Vorsicht — die beschriebenen Phänomene und die eingangs zitierte Behauptung plausibel erscheinen lassen.
Eine Veranstaltung im Rahmen der Reihe »Vom Selbstverständnis der Naturwissenschaften«