Reinhold Brinkmann, Elmar Budde
Professor em. der Musikwissenschaft, Universität der Künste Berlin
Ein »Zyklus schauriger Lieder«
Zur politischen Landschaft von Schuberts Winterreise
Als »Zyklus schauriger Lieder« hat Schubert seinen Freunden die Winterreise angekündigt. Mit bewegter Stimme trug er den Liederzyklus im Salon Franz von Schobers selbst vor – die Zuhörer waren verblüfft über die düstere Stimmung der Lieder. Vieles scheint sich in der Rezeption und kompositorischen Anlage dieses außerordentlichen Werks zu bündeln: das »lange 19. Jahrhundert« als historische Epoche, das private Haus, der Salon als sozialer Ort sowie das Gefühl der Kälte als gesellschaftliche Erfahrung. Wie spiegeln sich diese Aspekte in der Musik wider? Ist im Fall der Winterreise der Zyklus als Garant der großen Form gar eine musikalische Parabel der sozio-politischen Individuen im Metternich-Staat?
Reinhold Brinkmann war Professor für Musikwissenschaft in Berlin und Marburg bevor er einem Ruf nach Harvard folgte. Dort hat er seit 1985 den James E. Ditson Chair inne. Die Geschichte, Theorie und Ästhetik der Musik vom 18.–20. Jahrhundert bildet einen seiner Forschungsschwerpunkte. 2001 wurde er mit dem Ernst von Siemens Musikpreis ausgezeichnet. Jüngste Publikation auf Deutsch ist “Musik nachdenken”. Reinhold Brinkmann und Wolfgang Rihm im Gespräch (2001).
Elmar Budde lehrte von 1972 bis 2001 als Ordentlicher Professor für Musikwissenschaft an der Hochschule der Künste Berlin. Das musikalische Schaffen Franz Schuberts bildet einen seiner zahlreichen Forschungsschwerpunkte. Gemeinsam mit Kammersänger Dietrich Fischer-Dieskau hat er eine vierbändige textkritische Neuausgabe der Lieder Schuberts vorgelegt. 2003 erschien bei C.H. Beck Schuberts Liederzyklen. Ein musikalischer Werkführer.
Mit freundlicher Unterstützung durch Altes-Rathaus Potsdam-Forum