Ludwig Wittgenstein in Swansea, Sommer 1947. Fotografie von Ben Richards © Wittgenstein Archive, Cambridge
Ludwig Wittgenstein in Swansea, Sommer 1947. Fotografie von Ben Richards © Wittgenstein Archive, Cambridge
Workshop
Freitag, 1.7.2005, 15h – 19h

Wittgenstein und die Mathematik

Ludwig Wittgenstein (1889 – 1951)

gilt als einer der wichtigsten Philosophen des 20. Jahrhunderts. Seine beiden Publikationen, die Logisch-Philosophische Abhandlung von 1921 und die Philosophischen Untersuchungen von 1953, haben bis heute einen kaum zu überschätzenden Einfluss auf die philosophische Diskussion ausgeübt. Doch stellen diese beiden Werke nur die Spitze eines Eisbergs dar. Wittgensteins Nachlass umfasst mehr als 20.000 Seiten, die bisher nur in Auswahl, in veränderter Anordnung, manchmal sogar in entstellender Weise und unter Kunsttiteln publiziert worden sind. Dies gilt nicht zuletzt von Wittgensteins umfänglichen Aufzeichnungen zur Philosophie der Mathematik vor allem aus den vierziger Jahren, die mit Sicherheit den zweiten Teil der Philosophischen Untersuchungen bilden sollten. Die Nachlassverwalter haben allerdings der Erstausgabe der Philosophischen Untersuchungen ein anderes Manuskriptkonvolut beigegeben, das sich vor allem mit Überlegungen zur Philosophie der Psychologie befasst. Vielleicht haben aufgrund dieser heute nur schwer nachzuvollziehenden Entscheidung der Herausgeber die Gedanken zur Mathematik eine vergleichsweise nur geringe Aufmerksamkeit gefunden.

Im Mittelpunkt des Workshops sollen vier Themenbereiche stehen: die längst überfällige Neubewertung der Wittgenstein’schen Konzeption der Mathematik; der Bezug der Bemerkungen über die Philosophie der Mathematik zum Gesamtwerk Wittgensteins; die Verortung in der Geschichte der mathematischen Philosophie sowie die Fruchtbarkeit dieser Konzeption für die weitere Entwicklung der Mathematik bzw. der mathematisierten (Natur)Wissenschaften.

Zur Teilnahme und Mitarbeit eingeladen sind nicht nur Mathematiker und Sprach(analytische Fach)phi-losophen, sondern alle Interessenten an originellen Überlegungen zur „anthropologischen Verortung“ der Mathematik – „Die Mathematik ist doch ein anthropologisches Phänomen“ (Ludwig Wittgenstein, MS 124, 116 sowie BGM 399).