Vortrag
Dienstag, 25.4.2006, 19h

Dagmar Herzog

Professor of History, City University of New York

Die Politisierung der Lust: Sexualität und Vergangenheitsbewältigung vom Nationalsozialismus zur Sexuellen Revolution

Gesprächsleitung: Prof. Dr. Sabine Hark, Berlin

Die Betrachtung der Wechselwirkungen zwischen Politik und Sexualität vermag zentrale Fragen der deutschen Geschichte neu zu beleuchten. Wie hängen Empfängnisverhütung, Pornografie, Sexualmoral, Homo und Heterosexualität mit Antisemitismus und Nationalsozialismus zusammen, mit der Verarbeitung der Niederlage von 1945, der Beziehung zwischen Kirche und Staat in der Nachkriegszeit, der Studentenrevolte in der BRD oder der wechselvollen Beziehung zwischen Regime und Bevölkerung in vier Jahrzehnten DDR? Welche neuen Erkenntnisse über der Deutschen Geschichte der letzten 100 Jahre lassen sich durch einen genauen Blick auf den Umgang mit Sexualität gewinnen? Lust und Moral waren im 20. Jh. machtvolle Instrumente der politischen Auseinandersetzung – der Bereich der Sexualität wurde zu einem Hauptschauplatz der Debatte über die deutsche Vergangenheit, über Moral und Ethik.

Dagmar Herzog forscht über europäische Geschichte am Graduate Center der City University of New York. 1996 publizierte sie Intimacy and Exclusion, eine Studie über Liberalismus, Christentum und Antisemitismus im Vormärz. Die Politisierung der Lust erschien 2005 bei Siedler. Zur Zeit arbeitet sie an einer Studie über den Tod Gottes im 20. Jahrhundert.