Wolfgang Ullrich
Was ist Nicht-Kunst?
Dass Kunst in der Moderne häufig erst entstanden ist, weil etwas, was davor nicht Kunst war, in den Kunstkontext transferiert wurde (‘Readymade’ etc.), ist längst ein Gemeinplatz. Was jedoch noch fehlt, ist eine Begriffsgeschichte dieser zur Kunst mutierten Nicht-Kunst. Immerhin eignet sich nicht jegliche Nicht-Kunst als Kunst, d. h. auch schon Nicht-Kunst braucht eine Disposition dazu, Kunst zu sein. Damit aber werden Kunst und Nicht-Kunst seltsam verwechselbare Begriffe (zumal auch immer wieder etwas, das zuerst als Kunst galt, als Nicht-Kunst ausgeschieden wird). Der Vortrag wird eine solche Begriffsgeschichte der ‘Nicht-Kunst’ zu umreißen versuchen und das Wechselspiel Kunst/Nicht-Kunst vor allem auch als Muster von Wertschöpfungsprozessen interpretieren, die ein besseres Verständnis der kapitalistischen Marktlogik eröffnen.
Wolfgang Ullrich arbeitet als freiberuflicher Autor, Dozent und Unternehmensberater; 1997 bis 2003 war er Assistent am Lehrstuhl für Kunstgeschichte der Akademie der Bildenden Künste München; seit 2003 Gastprofessuren an der Hochschule für Bildende Künste Hamburg und an der Hochschule für Gestaltung Karlsruhe. Neuere Publikationen: Was war Kunst? Biographien eines Begriffs (Frankfurt/Main 2005); Bilder auf Weltreise. Eine Globalisierungskritik (Berlin 2006); Habenwollen. Wie funktioniert die Konsumkultur? (Frankfurt/Main 2006).