Rüdiger Zill
Im Detail. Wahrnehmungs- und Orientierungsversuche in der Großstadt
Das Bemühen, die Großstadt adäquat darzustellen, ist ein Kampf ums Detail. Um die Vielfalt der Stadt zu erfassen, zu repräsentieren und vor allem auch zu ordnen, sind eine Reihe von literarischen und nicht-literarischen Methoden entwickelt worden. Am Anfang steht dabei häufig der Blick von oben, vom Turm, der alles auf einmal erfassen soll. Dieser Überblick überschaut alles gleichermaßen – und übersieht dabei so manches. Von Louis Sébastien Merciers Tableau de Paris im späten 18. Jahrhundert über Adalbert Stifters Wien und die Wiener in Bildern nach dem Leben im frühen 19. bis hin zu den Querschnittfilmen aus den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts reichen daher die Versuche, das Ganze als ein Zusammenspiel seiner Einzelimpressionen zu erfassen. Im Besonderen soll das Allgemeine sichtbar werden. Aber schnell schon entsteht dabei der Streit darüber, was die signifikanten Details sind und wie sie zu arrangieren wären.
Rüdiger Zill, geboren 1958 in Berlin, studierte Philosophie, Geschichte und Soziologie in Berlin und London. 1994 Promotion an der Freien Universität, Berlin, mit der Arbeit Meßkünstler und Rossebändiger. Zur Funktion von Modellen und Metaphern in philosophischen Affekttheorien. Seit 1997 Wissenschaftlicher Referent am Einstein Forum, Potsdam.