Vortrag
Montag, 1.12.2008, 19h

Juliet Floyd

Professor of Philosophy, Boston University; z. Zt. Fellow an der American Academy in Berlin

Wittgenstein und Turing

Gesprächsleitung: Prof. Dr. Peter Bexte, Köln

Für Wittgenstein sind Turings Maschinen in Wirklichkeit „die Menschen, welche kalkulieren.“ Wollte er damit Turings Ansichten bestätigen oder zurückweisen? Man muss genauer fragen, welche Art von Anthropomorphismus Turing mit seiner These von den Menschen-Maschinen und ihren imitierenden Rechenspielen im Sinn hatte. Diese Frage erhält noch größeres Gewicht, wenn man bedenkt, dass Gödel Turings Definition eines formalen Systems als „präzise und fraglos angemessen“ für den Beweis des Unvollständigkeitssatzes bezeichnete.
In dem Vortrag werden hauptsächlich Wittgensteins und Turings Auffassungen zu den Grundlagenfragen der Mathematik erörtert. Darüber hinaus soll aber auch Gödels These diskutiert werden, Turings Fehler bestehe darin, mentale Aktivitäten als gleichsam mechanische Prozesse zu begreifen.

Juliet Floyd studierte Geschichte und Philosophie der Wissenschaften am Wellesley College und der London School of Economics. Gegenwärtig lehrt sie Philosophie an der Boston University. Zu ihren Forschungsschwerpunkten zählen: Geschichte der Analytischen Philosophie und Philosophie der Logik, Sprache und Mathematik. Sie hat zahlreiche Arbeiten zu Wittgenstein, Kant, Gödel und Quine veröffentlicht und ist Mitherausgeberin (mit Sanford Shieh) von Future Pasts: The Analytic Tradition in Twentieth Century Philosophy (2001).